Rinderpraxis

Stoffwechsel
Gesunde Pansenfunktion
Hohe Milchleistung

Ein gut funktionierender Pansen ist neben den weiteren Organfunktionen einer Kuh der wichtigste Teil einer gesunden Stoffwechsellage und einer daraus resultierenden hohen Milchleistung.

Die Versorgung der Kühe mit Energie und allen nötigen Nährstoffen steht bei der Berechnung der Futterrationen im Vordergrund. Doch ist dabei IMMER darauf zu achten, dass die zugeführten Futtermittel eine gute Qualität aufweisen und in der Summe der Inhaltsstoffe ausgewogen sind - nur so ergibt sich für die milchliefernde Kuh eine optimale Voraussetzung hohe Leistung mit hohen Inhaltsstoffen zu paaren und dabei gesund zu bleiben.

Kleinste Veränderungen des Pansenmilieus stören die so wichtigen Abbauprozesse. Dabei begünstigen die Konstanz der Milieubedingen (Flüssigkeitsgehalt, Temperatur, pH-Wert) und die Vielseitigkeit der mit dem Futter zugeführten Substrate eine optimale, dichte Besiedlung des Pansens mit Mikroben, welche für die Bereitstellung von Proteinen, Fetten und Vitaminen (vor allem B-Vitamine) essentiell sind.

Die 3 wichtigsten Stoffgruppen:

Kohlenhydrate(Zucker, Stärke): Abbau zu kurzkettigen Fettsäuren wie Essig-, Propion-, Buttersäure. Dabei bestimmt das Verhältnis der Säuren, wie z.B. Essigsäure - Propionsäure unter anderem den späteren Milchfettgehalt. Bei ungünstigem Verhältnis(z.B. stärkereiche Fütterung) folgt außerdem eine pH-Wert-Absenkung (Azidose).

Eiweiß- /Stickstoffverbindungen: Vor allem das pflanzliche Eiweiß spielt hier eine Rolle, der überwiegende Teil (UDP nicht) wird von den Pansenmikroben zerlegt und in Ammoniak umgewandelt, dieses wiederum dient zum Aufbau des Bakterienproteins. Die nicht verbrauchte Menge an Ammoniak wird in der Leber zu Harnstoff umgewandelt. Ist die Menge insgesamt zu groß, kommt es zu einem Anstieg des Harnstoffgehaltes in Blut und Milch und infolge dessen zu einer Stoffwechselbelastung (u.a. Klauenprobleme).

Fette: Nur ca. 2 - 5 % der Milchviehration besteht in der Trockensubstanz aus Rohfett. Dies wird zur Energiegewinnung unter anderem zu Glycerin, zu Galaktose und dann anschließend weiter zu flüchtigen Fettsäuren abgebaut. Größere Mengen an Fett haben eine eher negative Wirkung auf die Pansenflora, daher ist darauf zu achten, dass so genannte geschützte Fette eingesetzt werden.

Neben diesen 3 Gruppen sind viele weitere Substrate wichtig, wie z.B. Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine. Für die Funktion des Pansens sind aber vor allem die Zusammensetzung und Qualität ALLER Substrate, sowie die Verweildauer im Pansen von großer Bedeutung.

Hierin besteht eines der größten Probleme in der Milchviehfütterung; wenn man eine hohe Leistung der Kühe erwartet, kann dies nur über größere Futtermengen, sprich eine höhere Futteraufnahme, gewährleistet werden. Das aber bedeutet eine signifikant kürzere Verweildauer der einzelnen Futterbestandteile im Pansen.

Daraus resultiert für die Mikroben eine massiv verkürzte mögliche Abbauzeit der Zellulose und anderer wichtiger Bestandteile, aus diesem Umstand heraus ist es um so wichtiger eine wiederkäuergerechte Ration zu erarbeiten und sie so schmackhaft und gut verdaulich den Kühen vorzulegen.

Zusammenfassend sei gesagt, dass es um eine Fütterung geht, die zum einen sehr konstant ist, dies bedeutet wenig Änderungen in der Zusammensetzung, daher gleichbleibend gute Bedingungen für die Pansenmikroben. Zum anderen muss sie eine hohe Verdaulichkeit zeigen und wichtig ist die Synchronisation der einzelnen Komponenten im Futter / Pansen.

Für weitere Rückfragen bezüglich einer Ration und / oder Analyse der Futtermittel sprechen Sie uns als Tierärzte an. Wir wissen, was gut für die Kuh ist und wie sie am meisten leisten kann und dabei gesund bleibt.

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Klauenerkrankungen

Bekämpfung von Mortellaro (Dermatitis digitalis)

Symptome: Die Tiere fallen oft durch eine deutliche Lahmheit auf, sie können aber auch unauffällig sein. Die Ausprägung der Symptome sind von der Lokalisation und der Größe der Schädigung abhängig. Bereits geringgradig lahmende Tiere müssen umgehend im Klauenstand untersucht werden, um die Ursache der Lahmheit festzustellen. Die einwandfreie Diagnose einer Dermatitis digitalis (Mortellaro) kann nur am angehobenen, gepflegten und gereinigten Fuß festgestellt werden. Charakteristisch ist die Lokalisation in der behaarten Haut, meist entlang des Kronsaumes. (siehe Bilder)
Im typischen Fall handelt es sich um eine rundliche, zum Teil unregelmäßige, haarlose Stelle. Sie ist bei der Berührung oft hochgradig schmerzempfindlich. Durch die leicht höckrige, gerötete Oberfläche bekam sie den gebräuchlichen Namen “Erdbeerkrankheit”.

Ursache: Allgemein kann man sagen, sind verschiedene Bakterien für diese Erkrankung verantwortlich. Die Erreger werden in wechselnder Zusammensetzung in den typischen Hautveränderungen gefunden. Offensichtlich unterstützen die Bakterien (Prevotella, Fusobacterium, Streptokokken., E. coli, Staphylokokken, Treponema) sich in ihrer gemeinsamen Wirkung, oft nach Erweichung der Haut durch Gülle und Vorschädigung durch Keime. Die in der Unterhaut sitzenden Treponemen (Keime) sind dadurch gegen oberflächliche Behandlungsmaßnahmen relativ gut geschützt.
Die Ausprägung des Befalls hängt von verschiedenen Faktoren ab. Den Haltungsbedingungen, insbesondere der Stallhygiene (kotverschmutzte Laufflächen, Kotreste in Ecken und Winkeln, feucht und warme Stallungen), kommen große Bedeutung zu. Daneben muss an weitere Faktoren, wie immunschwächende Infektionskrankheiten (z.B. IBR, BVD, Para-Tb, BRSV), Stress im Stall, mangelnde Klauenpflege und minderwertiges Futter gedacht werden.

Therapie: Grundsätzlich muss neben der Einzeltierbehandlung die Beurteilung der Herdengesundheit erfolgen. Im Rahmen der funktionellen Klauenpflege ist eine Überprüfung der gesamten Herde und damit die Dokumentation der Befallsdichte sehr wichtig. Sind 5 bis 10 % der Herde oder gar mehr betroffen, muss eine gezielte Prophylaxe entwickelt werden.

Bei der Einzeltierbehandlung muss die erkrankte Stelle sorgfältig gereinigt werden. Anschließend kann lokal ein geeignetes antibiotikahaltiges Spray angewendet werden. Ob ein Verband angebracht werden muss oder nicht, ist von der Schwere der Erkrankung abhängig. Die Heilung erfolgt meist innerhalb von 1 bis 2 Wochen, ein Wiederaufflackern der Krankheitssymptome ist jedoch häufig nach 6 bis 12 Wochen zu beobachten. Deshalb ist es zu empfehlen eine routinemäßige Klauenpflege alle 3 bis 6 Monate durchzuführen.

Bei der Herdenbehandlung stehen die Klauenbäder an erster Stelle. Es sind zahlreiche nicht-antibiotische Formulierungen im Umlauf, besitzen jedoch keine arzneimittelrechtliche Zulassung in Deutschland und dürfen nicht zur Behandlung engesetzt werden. Die Anwendung von registrierten Bioziden der Produktklasse P3 ist dagegen zur allgemeinen Klauenhygiene möglich.
Zu weiteren Fragen wenden Sie sich bitte an Ihre Tierarztpraxis.

Prophylaxe: Die Ergebnisse verschiedener Impfversuche sind nicht einheitlich. Betriebseigene Vakzine sollen dem jeweiligen Keimspektrum Rechnung tragen, haben aber aufgrund der relativ schwierigen Probengewinnung nur teilweise Erfolg gezeigt.

Wichtiger ist die Korrektur der Haltungsbedingungen:

Beurteilung der Tierbewegung im Stall (Belegdichte, Ganglänge und -breite)
Bsp: Bei blind endenden Gängen, bei zu engen Gängen und bei hoher Belegdichte werden insgesamt mehr Kühe längere Wege zurück legen (umdrehen, ausweichen, Suche nach Liegplätzen usw.). Durch diese Bedingungen sind sie gezwungen längere Zeit auf eher feuchten, z.T. verschmutzten Laufflächen zu STEHEN und zu GEHEN.

Beurteilung der Laufoberflächen (Hygienestatus, Rutschwiderstand)

Beurteilung der Liegeflächen ( Hygienestatus, Einstreu )
Bsp: Stehen mehr als 2 bis 5 % der Tiere in den Boxen, betragen die Gesamtliegezeiten pro Tag weniger als 12 Stunden ! Sind die Liegeflächen im hinteren Bereich feucht und verschmutzt, dann können die Klauen im Liegen nicht ausreichend abtrocknen.
Dies bedeutet die EINFACHSTE Form der Krankheitsbekämpfung - VERHINDERUNG DER VERMEHRUNG DER ERREGER.

Beurteilung der Fütterung

Für ein Behandlungskonzept sprechen Sie uns bitte an!

Quelle: Nutztierpraxis aktuell/Dr. Fiedler

Kolostrummanagement beim Kalb

Kolostrum: Neugeborene Kälber haben KEINE Abwehrmöglichkeit / Immunität gegenüber Krankheitserregern !!!

Erst durch Aufnahme von Kolostrum erhalten sie mütterliche Antikörper
→ über mehrere Tage / Wochen passive Immunität

Aber: Nur von gesunden Müttern gibt es auch gutes Kolostrum !!


Kolostrum = Biestmilch, Vormilch

pH-Wert: 6,0 – 6,4 ( Vgl. Normalmilch: 6,5 – 6,7 )
Gelbe Färbung aufgrund des hohen Karotingehaltes
Auffallend: Kolostrumkörperchen (beim Rind ca. 100.000/ml), traubenförmige
oder runde, mit Fett beladene Gebilde – Bedeutung ?

Gehalt an:KolostrumReife Milch
Wasser 73 % ↓ 87,5 %
Trockensubstanz 27 % ↑ 12,5 %
Kasein 2,7 % 3,0 %
Albumin 1,5 % ↑ 0,55 %
Globulin 15,1 % ↑ ↑ ↑ 0,05 %
Fett 3,5 % 3,5 %
Zucker 3,0 % 4,7 %
Salzen 1,2 % ↑ 0,7 %

  • Ohne die mütterlichen AK aus dem Kolostrum sind die Kälber den Mikroorganismen in der Umwelt nahezu schutzlos ausgeliefert
  • Zusätzlich ist das Kolostrum neben der Immunität wichtig für die Energieversorgung, der Versorgung mit Vitaminen, Mengen- und Spurenelementen, Hormonen, ausserdem wirkt es laxierend (erleichtert den Kotabsatz)
  • durch Rota- und Coronaviren verursachte Durchfälle können in ihrer Auswirkung gelindert werden– Mutterschutzimpfung !!! Diese Impfung kann nur über das Kolostrum wirken !! Nimmt das Kalb kein Kolostrum auf Þ kein Nutzen der Impfung!
  • lange Immunitätsdauer bei gut mit Kolostrum versorgten Kälbern, bis zu 6 Monate später noch zu merken (geringere Neuerkrankungen, Donovan et al 1998)

3 Fraktionen von Immunglobulinen:

  1. IgG – höchster Anteil, nach 24 h nur noch die Hälfte der Ausgangskonzentration, nach 48 h nur noch 1 / 3;
  2. IgM – deutlich geringerer Anteil
  3. IgA – niedriger Anteil, wichtig für die lokale Abwehr (!!), vor allem im Darm und Atmungsapparat
  • Kaum eine später ergriffene Massnahme hat soviel positive Effekte wie eine ausreichende und zeitgemäße Versorgung mit Kolostrum !!
    Ausserdem: sehr billig

Ziele des Kolostrummanagements

  • „Hochwertiges Kolostrum“ bedeutet, das nur von eutergesunden Kühen gemolken wird
  • wichtig ist die Aufnahme von mindestens 2 Litern innerhalb der ersten Lebensstunden ( bis 4 h ) die sogenannte „Darmschranke“ wird mit jeder Stunde die das Kalb älter wird schwerer passierbar für die Antikörper
  • falls keine selbständige Aufnahme der Biestmilch, kann es auch „gedrencht“ werden ( unter großer Sorgfalt !! )

Vorteilhaft, wenn betrieblich möglich, die Vertränkung von Kolostrum auch weiterhin in den ersten Lebenstagen (bis 14. Tag), da eine gewisse lokale Immunität durch IgA im Darm !

  • Geringere Kälberverluste,
    weniger Erkrankungen,
    weniger Behandlunen

Anlegen von sogenannten Kolostrumbänken ist sinnvoll !
(Stichwort: festliegende Kühe, Mutterkuhhaltung etc.)

  • Einfrieren von Kolostrum: nicht zu große Portionen
  • bei – 20 °C kann Kolostrum 1 Jahr lang aufbewahrt werden
  • !! Auftautemperatur nicht über 40 °C
  • Einfache Plastikbeutel verwendbar

Beurteilung der Qualität der Kolostralmilch:

  • Mindestens 50 g Immunglobuline / Liter sind erforderlich das bedeutet, dass ein Kalb mind. 6 Liter aufnehmen müsste um erforderliche Menge an Immunglobulinen zu bekommen (ca. 300 g / 6 Liter !)
  • Bestimmung des spezifischen Gewichts mittels einer Spindel (Kolostrometer) – nur eingeschränkt verwertbar ( Zellzahl, Temperatur)
  • Menge des Erstgemelks aussagekräftig, wenn < 8,5 l Gesamtmenge => hohe Wahrscheinlichkeit dass gutes Kolostrum

Überprüfung der Kolostrumaufnahme:

  • Möglich über Blutproben / Serumproben Þ sollte über 20 g / l im Serum betragen ( auch als Schnelltest möglich); Kosten pro Kalb ca. 5 Euro

„Der Einsatz, den die für die Versorgung der Kälber zuständige Person (vorzugsweise der/die Betriebsleiter/in) leisten will oder kann, ist für das Schicksal eines erkrankten Kalbes oft genauso entscheidend wie die tierärztliche Behandlung. Es kommt darauf an, dass das Kalb trocken liegt, bei niedriger Temperatur zusätzliche Wärme bekommt und möglichst oft und geduldig zum Trinken ermutigt wird .“

Auszug aus: Götze, TIERGEBURTSHILFE


Hinweise

Kolostralmilch muss spezifische Antikörper gegen die Keimflora in der Umgebung des Neugeborenen enthalten. Dies setzt voraus, dass die Mutterkuh ausreichend lange Antikörper gegen die bestandsspezifischen Erreger bilden konnte. Bei hochtragenden Zukaufstieren ist das in der Regel nicht der Fall.

Die Konzentration der Immunglobuline in der Kolostralmilch ist in den ersten Gemelken am höchsten und nimmt in den folgenden Tagen schnell ab => die ersten Gemelke für die Kolostrumbank verwenden.

Zusätzlich müssen die Umweltbedingungen (Haltungs- und Fütterungssystem, Hygienestatus) so gestaltet werden, dass die sogenannte „normale Verlustrate“ möglichst niedrig ist.


Die gesammte Präsentation als PDF zum Download, finden Sie hier: Download


 

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